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Der Symphonische Chor Hamburg mit ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms in der Laeiszhalle 

Am 17. November um 19 Uhr begann das Konzert des Symphonischen Chores in der wohl gefüllten Laeiszhalle. Über 130 Sängerinnen und Sänger machten dem Publikum gemeinsam mit der Sopranistin Hanna Zumsande, dem Bariton Johan Kristinsson und der Neuen Philharmonie Hamburg unter der Leitung von Matthias Janz ein musikalisches Geschenk, mit einer eindrucksvollen Einheit von Stimmen und Orchester. Seit 1985 ist Prof. Matthias Janz Chorleiter des Symphonischen Chores, fast 40 Jahre also, gehen Chorleiter und Chor gemeinsam einen überaus erfolgreichen Weg. National, wie international, mit bekannten und unbekannten Werken, die Liste könnte sehr lang werden. Nach der Carmina Burana von Carl Orff, die im September zu hören und zu sehen war, gab es also nun Brahms mit einem des größten und auch ungewöhnlichsten musikalischen Werks für den vierstimmigen Chorgesang. Der Chor ist der Mittelpunkt und Träger des Requiems, es wird fast durchgehend gesungen, eine große Herausforderung an diesem Abend, die scheinbar mühelos bewältigt wurde.

Im ersten Satz beginnt der Chor sanft, die Stimmen gewinnen an Höhe und werden dann dichter und stärker. Es geht um den Trost, der den Leidtragenden gespendet werden soll. Es sind helle Töne, die die Aussage unterstützen und es wird schon jetzt, am Anfang, die Einheit der Stimmen und des Orchesters deutlich. Sie sind Verbündete und überbringen ihre Botschaft durch die Musik.

Der zweite Satz wird dramatischer, drängender und etwas düsterer, es geht um das Vergehen, das Ende der Herrlichkeit und auch um Geduld. Und doch sind auch zarte Klänge dabei, wenn Streicher den Morgen- und Abendregen tupfen, entsteht Leichtigkeit. Sehr nachdrücklich unterstreicht der Chor das Wort des Herrn, das in Ewigkeit bleibt. Auch wenn der Chor das musikalische Geschehen trägt, so gibt es im dritten Satz ein Baritonsolo, eng verwoben mit dem Chor und sich gegenseitig ergänzend. Den Schluss bildet aus den Weisheiten Salomos, 3,1 die Versicherung: Der gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rühret sie an. Den vierten Satz gestaltet der Chor, er beginnt lieblich, handelt von Sehnsucht und Freude und vermittelt wiederum eine tröstliche Vorstellung. Im zuletzt entstandenen Satz, im Requiem ist es der fünfte, beginnen die Streicher und die Sopranistin, nun ist zwar die Traurigkeit Thema, aber auch die Freude. Und wenn der Chor vom Trost einer Mutter singt, wird klar, einen feineren und hilfreicheren Trost kann es kaum geben. Im sechsten Satz kommt der Bariton noch einmal dazu. Vielleicht ist ein Vergleich erlaubt, der Chor bildet mit dem Orchester einen dichten Teppich von Klängen und verstärkt die Aussagen, die zum großen Teil aus dem 1. Korintherbrief und der Offenbarung des Johannes stammen: Es gibt ein Geheimnis, es wird eine Verwandlung geben und die Auferstehung der Toten. Der Tod wird seinen Stachel verlieren und die Hölle nicht siegen. Und vollends tröstend endet das Requiem mit dem siebten Satz, mit hellen Tönen. Wie zu Anfang gestaltet die Musik die Stimmung, zum Trost und in die Ruhe, wenn der Gesang verklingt.

Nach dem letzten Ton erfüllte stürmischer Applaus die Laeiszhalle, für alle Beteiligten und ganz besonders und verdientermaßen für den Chor und Matthias Janz. Sicher besitzt der Chor seit langem treue Fans, die besonders enthusiastisch applaudierten, ebenso sicher sind an diesem Abend auch viele neue hinzugekommen. Da capo oder auch gerne wieder!

Eine kleine Randnotiz: Vor der Aufführung rief eine Besucherin des Konzertes einer anderen zu, dass es phantastisch werden würde, du wirst merken, dir fliegen gleich die Ohren weg… Weggeflogen sind sie nicht, aber erfüllt wurden sie von der Intensität und Kraft der Stimmen, äußerst beeindruckend.

Ein Deutsches Requiem komponierte Johannes Brahms bis 1868. Er schaffte damit ein Werk, das sich nicht an die bis dahin vorgegebenen Formen hielt. Er wählte, was ungewöhnlich war, die deutsche Sprache und zitierte die Bibel. Und er gibt dem Requiem einen neuen Charakter, nicht länger soll es eine Totenmesse sein, sondern ein Trost für die Lebenden. Der Impuls zur Komposition des Requiems soll unter dem Eindruck des Todes von Robert Schumann, dem er sehr verbunden war, und dem Tod der eigenen Mutter entstanden sein.

In der endgültigen und im Konzert gebotenen Fassung besteht das Requiem aus sieben Sätzen. Bis es in der letzten Fassung im im Mai 1869 in Leipzig im Gewandhaus uraufgeführt wurde, hatte es schon eine wechselvolle Geschichte. Drei Sätze waren zuvor bereits in Wien, 1867, und im folgenden Jahr im Bremer Dom in sechs Sätzen zu hören. Der fünfte und noch fehlende Satz wurde 1868 eingefügt.

„Wenn mir eine hübsche Melodie einfällt, ist mir das lieber als ein Leopoldsorden,“ das soll Johannes Brahms einmal gesagt haben. Ein Deutsches Requiem als hübsche Melodie zu bezeichnen, wäre keine gute Idee, aber ein Aspekt des Könnens von Johannes Brahms wäre damit sehr gut beschrieben. Er war noch recht jung, als er das Requiem komponierte, am Ende seiner ersten von drei Schaffensperioden, bei der man von einer romantischen Grundeinstellung spricht. Und tatsächlich kann man im Deutschen Requiem eine Idee davon bekommen. Im Programmheft wird es als zutiefst menschliches Meisterwerk beschrieben, wohl wahr und bis heute zu Recht eines der meist aufgeführten. Johannes Brahms, geboren am 7. Mai 1833 in Hamburg und gestorben am 3. April 1897 in Wien war bis 1948 Hamburgs einziger Ehrenbürger. Ein Denkmal in Form eines Kubus an der Laeiszhalle, einige Meter von seinem Geburtshaus entfernt, zeigt beeindruckend sein Gesicht in vier Lebensaltern und Schaffensperioden. Davor befindet sich eine Steinplatte, in die die Huldigung Robert Schumanns gemeißelt ist, er ist ein Berufener!

Und zum guten Schluss noch einmal ganz von vorne, denn knapp zwei Wochen vor dem Konzert gab es eine offene Probe im Miralles-Saal der Staatlichen Jugendmusikschule am Mittelweg. Eine schöne Tradition sei das schon, so hieß es in der Anmoderation und ich kann nur wärmstens empfehlen, dieser Tradition des Chores zu folgen. Mit viel Freude und noch mehr Kompetenz führte Chorleiter Matthias Janz durch einen entspannten und informativen Abend. Ob es um die Entstehung des Requiems ging, um seine wechselvolle Aufführungsgeschichte, Unterschiede der Tempi, die privaten Umstände Brahms oder wie finden Chorproben statt – alle Themen hatten ihre Berechtigung. Einige Sätze des Requiems wurden vorgestellt, die Thematik erläutert und die Besonderheiten und Anekdoten hatten ihren Platz – und ganz sicher ist, so gut war ich noch nie auf ein Konzert vorbereitet. Der Miralles-Saal war gut besucht und die Stimmung ausgezeichnet.

Wer mehr wissen möchte:

… findet auf der Website von des Symphonisches Chores https://symphonischer-chor-hamburg.de/ künftige Pläne, Probezeiten, Informationen zur Geschichte, ein Überblick über das umfangreiche Repertoire, ob Singstimmen gesucht werden, wo es Tickets gibt usw…

So wird der Chor am 06. April 2025 wieder in der Laeiszhalle zu Gast sein, dieses Mal mit Te Deum, Stabat Mater von Antonín Dvořák. Ob und wann wieder eine öffentliche Probe sein wird? Siehe Webseite oder Facebook https://www.facebook.com/SymphonischerChorHamburg.
Nicht nur einen Blick und viel Reinhören und -sehen bietet der Youtube-Channel https://www.youtube.com/@SymphonischerChor .

Zur Website der Sopranistin Hanna Zumsande geht es unter http://www.hannazumsande.de/ und den Terminen zu nächsten Auftritten wie z.B. mit dem Weihnachtsoratorium in Osnabrück oder Dresden.

Informationen zum Bariton Johan Kristinsson sind unter https://www.johannkristinsson.com/ zu erfahren, u.a. zu seinen Konzerten, nächste Station ist Kopenhagen.

Die Neue Philharmonie Hamburg findet sich unter https://www.neue-philharmonie-hamburg.com/  mit einem Rundumpaket von Informationen, Details und einem herzlichen Vive la musique… Last but not least: Professor Matthias Janz, der überaus renommierte Chorleiter, dessen Vita ebenso umfangreich, wie spannend ist, weiter geht es zum Beispiel mit https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Janz

Gertrud Krapp

Fotos

Fotos: Simon Redel