Konzert

Wenn Einige eine Reise tun – Mädchenchor Hamburg mit Morje i Gore

… dann können sie was erzählen bzw. in diesem Fall, singen. Eine bunte Palette von Liedern wurde es am 21. Juni ab 19.30 Uhr in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturkirche Altona. Und wenn es viele Reisen sind, und das ist bei diesem häufig prämierten Chor der Fall, dann ist es auch das Repertoire, vielfältig, bunt, international und ein wunderschönes musikalisches Erlebnis.
Namensgeber und Inspiration für das aktuelle Konzert ist unter anderem Slowenien, Morje in Gore, übersetzt Meer und Berge. Und auf eine spannenden Reise nehmen uns die Lieder des heutigen Abends auch mit.
Unter der Leitung von Gesa Werhahn wechselten sich der Konzertchor und der Jugendchor auf der Altarbühne der Kulturkirche ab. Und schon einmal vorweggenommen, beide Chöre sangen gemeinsam ein fulminantes Finale und die Zugaben. Aber erstmal von Anfang an. Die Choristinnen bildeten zu Beginn und zur musikalischen Begrüßung einen Bogen um das Publikum und hüllten es mit Tönen ein, bevor es zur Altarbühne ging. Mit O, du stille Zeit (Cesar Bresgen) gefolgt von Jubilate (Michael Praetorius) begann der Konzertchor im ersten Teil. Auch der zeitliche Bogen der Lieder beschreibt im Übrigen die hohen Fähigkeiten des Chores, mit dem Jubilate war der älteste Komponist vertreten und mit Mothers of Daughters von Diana Lawrence das jüngste Stück von 1919. Es folgten Cantate Domino (Kosu Elberdin) und Im Himmelreich ein Haus steht (Max Reger), um bei I denna ljuva sommartid (Kim Arnesen) die ersten eindrucksvollen Solistinnen aus dem Chor zu hören, während der Chor mit seinen verzaubernden Stimmen den Zuhörenden den Sommer gefühlvoll in den Raum holte. Dann brachte der Konzertchor von Franz Schubert das Ständchen mit Solistinnen und Klavierbegleitung durch Jakob Deiml, der dann, ebenfalls mit einem Schubertstück am Klavier übernahm. Währenddessen wechselten die Chöre, der Jugendchor übernahm den gesanglichen Teil mit KOM, einem schwedischen Lied von Monica Aslund, dann zog das bekannte The Rose (Amanda McBroom) das Publikum zart und gefühlvoll, aber auch dramatisch und kraftvoll in den Bann. Mit Gate, Gate (Brian Tate) zeigten die jungen Sängerinnen ihr rhythmisches Talent, das Klatschen sitzt, die Schritte auch, Hörgenuss und Seherlebnis zugleich. Weiter geht es mit Die Elche (Gerd Lascheit), Abendfrieden (Andreas Maack) und Malakatumba (Josu Elberdin). Und mit Malakatumba kommt noch mehr Bewegung auf die Bühne und in den Chor, mit Stampfen und Klatschen wird neben der Stimme der ganze Körper zum Instrument, begleitet von einer Choristin an der Djemba (afrikanische Trommel), eine temperamentvolle Darstellung. Und die Reise geht weiter, in die Niederlande. Een Meisje dat van Scheveningen kvam (F. van Duyse), spanisch wird es mit Yo le canto (David L. Brunner) und vor der wohlverdienten Pause ein bewegter Funky Norbusang-Dansekanon (Thomas Lennert).

Der zweite Teil, wiederum mit dem Konzertchor, begann mit dem schon genannten Mothers of Daughters, gefolgt von Kafal Svir, einem bulgarischen Lied (Petar Liondev), und Mironczarnia, von Jakub Neske, einem polnischen Komponisten. Es gab insgesamt viel Applaus, aber bei Mironczarnia schien es ganz besonders zu sein, das Lied endete mit einem Seufzer, danach folgte ein wirklicher Beifallssturm.
Fire ist eines von vier Stücken aus den Elements, den Elementen der Natur von Katerina Gimon, einer jungen kanadischen Komponistin, und zugleich enorm eindrucksvoll, ein wunderbares Stück für diesen Chor. MLK (Paul Davis Hewson) kam danach und mit Oliver Gies‘ Ich seh dich, das vom Abschied der Eltern von ihren Kindern erzählt, wurde ein starker Kontrapunkt gesetzt. Mit Christopher Tins Baba Yetu brachte der Konzertchor afrikanischen Rhythmus und das Vater Unser auf Swahili in die Kirche, und Coldplays Viva la Vida passte inhaltlich sehr gut dahinter. Die musikalische Reise ging mit einem kraftvollen Lied aus Slowenien, Ta na solbici (Sami Vovk), in die letzte Runde.

Der schon genannte gemeinsam Abschluss von Konzertchor und Jugendchor bestand aus drei Stücken, zunächst Mu süda/Wach auf mein Herz und singe, bei dem einzelne Stimmen wunderschön aus dem Chor heraus erklangen. Es folgte Regenvogel (Wolfgang Jehn), bei dem die etwa 120 Sängerinnen die Zuhörenden gefühlt in einen Regenwald entführten und zum Schluss Nothing else matters (James Hetfield), ein Song von Metallica. Mehr Vielfalt kann ein Chor kaum bieten, das bestätigte nach zwei Zugaben das begeisterte Publikum. Das Programm dieses Abends ist ebenso umfangreich wie gekonnt und professionell und ergreifend umgesetzt.

Es sei kurz bemerkt, dass es hier den Rahmen gesprengt hätte, auf weitere Stücke intensiv einzugehen, obgleich jedes einzelne es verdient hätte und ein Highlight darstellte.

Der Mädchenchor Hamburg mit Sitz an der Staatlichen Jugendmusikschule wurde im August 2003 gegründet. Er ist an allen bedeutenden Hamburger Konzertorten vertreten und weit darüber hinaus bekannt und willkommen. Er ist in vier Alters- und Leistungsstufen von 4 bis 14 plus Jahren aufgeteilt.

Wer mehr wissen möchte, findet auf der Website Informationen www.maedchenchor-hamburg.de zum Beispiel zu den Probezeiten und wie aus Interessentinnen Choristinnen werden können. Zudem findet sich ein umfangreiches Konzertarchiv und die Kontaktdaten. Es gibt im Jugendchor und im Konzertchor die Möglichkeit, an einer Schnupperprobe teilzunehmen. Kontakt und Beratung (Jugendchor und Konzertchor), Chorleiterin Gesa Werhahn, gesa.werhahn(at)gmx.de.

Für die die Vorchöre und den Kinderchor gibt es laut Website eine Wartezeit von mindestens 12 Monaten und eine Warteliste. Kontakt und Beratung (Vorchor und Kinderchor) Maren Hagemann-Loll,
kontakt(at)musik-maren-hagemann-loll.de.

Auf dem YouTube Kanal des Mädchenchors finden sich unter https://www.youtube.com/@madchenchorhamburg7662 viele Beispiele aus dem Repertoire und zu Konzerten. Da lohnen sich Blick und Ohr auf jeden Fall.

Wer den Mädchenchor sehen und hören möchte, wenn er nicht auf Reisen ist, hat bspw. Gelegenheit
am 15.07.2024; 17:00 Uhr; Sommerabschlusskonzert Mädchenchöre; JMS – Staatliche Jugendmusikschule Hamburg (Miralles Saal), Hamburg oder mit dem Konzertchor beim Weihnachtskonzert in der Großen Laeiszhalle, 22.12.2024 um 19.00 Uhr oder am 18.01.2025 im großen Saal der Elbphilharmonie das gemeinsame ASJ meets MCHH a cappella Konzert, das Albert Schweitzer Jugendorchester & Hamburger Mädchenchor Und dies ist nur eine kleine Auswahl der Aktivitäten.

Und so heißt es übrigens im Original: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen. “ Matthias Claudius (1740-1815) – oder eben das Singen!

Gertrud Krapp

Fotos

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