heimat/los
Unter diesem Motto stand das aktuelle Jahreskonzert des „Chors am Deutschen Elektronensynchrotron“, kurz DESY-Chor am 23. Februar 2024.
Auf einer „chormusikalischen Reise durch Vertrautes und Befremdliches“ – so der Untertitel – wurden die verschiedensten Seiten des Begriffs „Heimat“ beleuchtet. Die Moderation übernahm der Chorleiter auf seine charmante Art mit informativen Erläuterungen zu den einzelnen Stücken.
Heimat als „realer“ Sehnsuchtsort in „I love Paris“ von Cole Porter oder zu verschiedenen Zeitpunkten einer Reise. Romantisierend etwa zu Beginn in „Nun leb wohl, kleine Gasse“ oder „Fremd bin ich ausgezogen“, unterwegs „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder heimgekehrt „Wieder einmal ausgeflogen“, anders in Zeiten des Krieges „Ich möcht als Reiter fliegen“ oder „Wo soll ich mich hinwenden“, letzteres in zwei Versionen, als Volks(gut)lied aus dem 18.Jh. und als neuere von Hannes Wader 1975, bis hin zum Ausruf „Da pacem Domine“ (Gib uns Frieden oh Herr) in drei Kompositionen aus dem 15. 19. und 21. Jahrhundert.
Selbst Hymnen spiegeln den Begriff, mal mal lyrisch, mal eher martialisch. Beispielhaft dafür das Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder“ und die ukrainische Nationalhymne.
Und bei jeder Reise stößt man auch an „Grenzen“, hier ein Lied der „Kleingeldprinzessin“ Dota Kehr von 2015.
In schwierigen Zeiten ist auch die Illusion einer Heimat mit etwas Glück wichtig, sei es als Propaganda „Irgendwo auf der Welt“ oder als Hoffnung „We’ll meet again“.
Wird dann noch die Heimat selbst zur Phantasie, landet man 1961 auf „Einer Insel mit zwei Bergen“ in Lummerland (vorgetragen mit deutlichem Augsburger Puppenkistenakzent) und mit einer Phantasiesprache 1994 sogar in „Adiemus“von Karl Jenkins.
Doch aufgepasst, die Heimat muss auch geschützt werden im Notfall „Emergency“ von Blythe Pepino von 2019 oder Kärlekens Tid „Rör vid mig nu“ von Ylva Eggehorn 2003. Es liegt an uns.
In Erinnerung an den vor etwa 1 ½ Jahren verstorbenen Bass Ingo trug Axel Schaffran nun selbst das Lied „Nimm mich mit, Kapitän auf die Reise“von Norbert Schultze dar, unterstützt zunächst nur von Valeria Stab am Klavier, die auch bei einigen anderen Stücken sehr einfühlsam in die Tasten griff, bis zum Schluss der Chor in der letzten Strophe einfiel.
So endete schließlich die Reise dort, wo sie angefangen hatte, nämlich in Hamburg.
Viele dieser Lieder wurden von Axel Schaffran arrangiert und auf den kleinen, aber feinen Chor (nur etwa 15 Mitglieder) zugeschnitten, andere verblieben in den Versionen ihrer ursprünglichen Texter und Komponisten.
Trotz kurzfristigen Ausfalls eines Tenors konnte der Chor mit einer guten stimmlichen Ausgewogenheit und schönem Klang und einer exzellenten Leitung überzeugen. Das Miteinander von älteren und neueren Musikstücken und Arrangements bot ein abwechselungsreiches Bild der Chormusik.
Für Infos und Kontakt gibt es unter chor-kontakt@desy.de, oder private Tel (040) 86 31 46.
Hajo Wiethoff