Konzert

Glücksmomente

Gospel-Train in der Friedrich-Ebert-Halle

Das Wichtigste vorweg, der Programmtitel hat Wort gehalten. Gospel-Train unter der Leitung von Peter Schuldt hat am 17. November 2023 in der Friedrich-Ebert-Halle ab 19.00 Uhr genau das getan: Glückmomente geschaffen. Dazu haben über 100 junge Sängerinnen und Sänger in schwarz-rotem Choroutfit und die hervorragenden Begleitmusiker/innen beigetragen. Luca Büttner, ehemalige Chorsängerin und jetzige Moderatorin bei R.S.H., führte gut gelaunt, spritzig und kenntnisreich durch den Abend.

Es war eine starke Leistung, dieses bunte und vielfältige Programm über drei Stunden so bewegend und mitreißend zu stemmen. Ganz ohne Anstrengung wird das nicht möglich gewesen sein. Chorleiter Peter Schuldt erzählte zu Beginn, dass 35 Sänger/innen den Chor im Sommer verlassen hatten und erst ab September mit 40 Neuzugängen mit den Proben gestartet werden konnte. Probleme mit Veränderungen hat und hatte der Chor nie, das gehört zu seiner Geschichte und zum Konzept. Erstmals waren die Konzerte schon drei Wochen zuvor ausverkauft, und noch nie waren so viele Sänger/innen auf der Bühne. Es ist nicht einfach über einen so berühmten Chor und seinen nicht minder berühmten Chorleiter zu schreiben. So werden einige Highlights von sehr vielen genannt, um einen Eindruck von diesem Abend in Harburg zu geben.

Gleich am Anfang gelang ein starker Start mit Ich bin Harburg, ein Statement für den Ort, für Vielfalt und Möglichkeiten. Da wird schon deutlich, auf was sich die auf der Stelle begeisterten Besucher/innen freuen dürfen. Und so bunt wie der Chor wird dann auch das Programm, eine kräftige Mischung. Da ist Sabrina Setlurs, Ich leb´ für Dich ebenso vertreten wie The Rose, so oft schon interpretiert, aber von Gospel Train so frisch und stark gesungen wird es einer von definitiv vielen Glückmomenten. Die Rose, deren Same nach einem kalten Winter im Frühlingssonnenschein wieder zur Blume wird, das ist ein ermutigendes tröstliches Bild. Das Beatles Medley mit bekannten Songs wird im Gospel Train Style präsentiert, ebenso wie der Videohit Monday Morning von Melanie Fiona. Udo Lindenberg war in einem Medley vertreten, mit Kompass, Mach dein Ding durfte nicht fehlen, es passt perfekt zu Gospel Train, und endete mit der Andrea Doria. Überhaupt brachten die Medleys viel Spaß. Beim Michael Jackson Mix begann es mit Annie are you OK ausgesprochen gruselig. Und dann hielt es Peter Schuldt nicht mehr aus. Er musste einfach über die Bühne tanzen, es blieb nicht das einzige Mal.

Eine große Stärke des Chores sind die Solisten/innen, von denen viele an diesem Abend zu erleben waren. Mal in einem längeren Duett, mal in schnellem Wechsel, im Dialog mit dem Chor und immer eindrucksvoll. Das gehört zum Konzept des Chores. Ein bisschen ist es auch ein internationales Fest, denn an der Goethe Schule Harburg sind Schüler/innen, deren Eltern aus knapp 30 Nationen stammen.

Es ist bewundernswert mutig, sich vor ausverkauftem Haus auf die Bühne zu stellen, eine große Herausforderung. Und eine, die belohnt wird. Etwa ein Viertel der über 1600 Schüler/innen der Goethe Schule Harburg (GSH) singt in den verschiedenen Chören, die angeboten werden, das dürfte eine einmalige Zahl sein. Einige Chorsänger/innen sind inzwischen musikalisch beruflich unterwegs und haben schon reichlich Bühnenerfahrung. Das Publikum durfte zunächst Mick und dann Meyer kennen lernen, beide präsentierten zwei ihrer selbstgeschriebenen Songs und sind den Anwesenden seit Jahren gut bekannt. Überhaupt wurde die Friedrich-Ebert-Halle ein bisschen Wohnzimmer und ein bisschen Party mit Freunden/innen. Zwischendrin auch mal ein kleines Interview, in dem Peter Schuldt seine Kenntnisse der Jugendsprache beweisen sollte. Was bedeutet denn eigentlich goofy, fragte Luca Büttner. Kleiner Tipp, Walt Disneys Comicfigur war es nicht. Tatsächlich war an diesem Abend auf der Bühne niemand goofy*.

Wir hörten ein großartig gesungenes Freedom und Your love keeps lifting me voller Lebensfreude und mitreißend. I am so excited glaubte man schon den Pointer Sisters, aber Gospel Train fast noch mehr. Mit einem Rock‘n Roll Medley startete das nächste Musikabenteuer. Schon als Elvis Presley Always on My Mind sang, schmolzen die Herzen, so wie an diesem Abend. Heal the world Von Michael Jackson fehlte ebenso wenig wie Money Money Money von ABBA. Luca Büttner erwähnte die Swifties (Fans von Taylor Swift) und bezeichnete sich, damit war sie sicher nicht alleine, als Gossie, endlich ein offizieller Name für die Chorfans. Da passte You got a friend von Carol King auf das Allerfeinste, daran änderte auch, When the rain beginns to fall, nichts. Als Robbie Williams Angels herausbrachte, war das sein erster großer Erfolg als Solist. Ein paar Jahrzehnte später hinterließ auch die Interpretation von Gospel Train intensive Gefühle, nicht zuletzt wegen der eigenständig entwickelten starken Performances der Solisten/innen hier und bei ihren jeweiligen Auftritten.

Als Peter Schuldt seine Noten an sich nahm, räumte er damit den Platz für die die Boogie Brothers. Besser war es, denn nun folgte ein rasantes sportliches Klavierspiel zweier Chorsänger. Vierhändig spielen, schwungvoll Seiten wechseln, ab und an aufstehen, dabei immer weiter spielen, eine flotte Tanzeinlage, auch das ist eine Facette von Gospel Train. Einige Songs weiter kommt dann, was unweigerlich kommen musste, das Finale: Vom Publikum begeistert! Es begann mit Mr. Wrong, voller Power war It’s my life mit dabei und mit Take the shakles off my feet war war Bewegung und Tanz auf der Bühne.

Im nächsten Jahr feiert Gospel Train sein 25jähriges Bestehen. Vielleicht sollte man sich zeitig um Karten bemühen? Sicher ist, Peter Schuldt wird es sich nicht nehmen lassen, ein großes Chorfest zu feiern, mit dem Chor, den Solisten/innen, den Musikern/innen und der bewährten Moderatorin. Save the date! Denn diese musikalische Lebendigkeit muss man einfach mal erleben.

Es wurde schon viel geschrieben, dennoch ein paar weitere Worte zu Peter Schuldt. Als er an an der GSH, seinerzeit Gesamtschule Harburg begann, initialisierte er ein Chorkonzept, mit dem Ziel, junge Menschen so früh es geht für das Singen im Chor zu gewinnen. Ein Konzept, das nicht nur gelang, sondern so erfolgreich war, das aus zunächst zwei Chören sukzessive immer mehr wurden. Nachwuchs im Chor? Hier kein Problem. Nicht umsonst ist Peter Schuldt so beliebt, erfolgreich und Sympathieträger. Er ist völlig zu Recht mit Preisen, mit Orden geehrt worden, sein Einfluss als Musikpädagoge kann nicht hoch genug geschätzt werden. Ein Blick auf den Chor und seine Solisten/innen und deren spürbares Selbstbewusstsein ist auch an diesem Abend Beweis genug.

Und wer mehr wissen möchte:

Auf der Website des Chores https://www.gospeltrain.hamburg stehen künftige Pläne, detaillierte Informationen rund um den gesamten Chor und seine Geschichte (n). Näheres zu Peter Schuldt findet sich unter https://www.gospeltrain.hamburg/die-chorleitung/

Die nächsten Konzerte finden sich unter https://www.gospeltrain.hamburg/konzerte/, der Chor tritt regelmäßig bei Benefizveranstaltungen auf.

Chor und Chorleiter wurden hoch geehrt, da lohnt ein Blick auf https://www.gospeltrain.hamburg/retrospektive/ .

Zur musikalische Begleitung des Chores (mehrere Streichinstrumente, Percussions) geht es https://www.gospeltrain.hamburg/die-musiker/.

Auf dem Youtube-Kanal des Chores ist u.a. Ich bin Harburg abrufbar, Ein Film von Anna Clarks, mit der Musik von Peter Schuldt, dem Text von Ansgar Böhme und Gospel Train. https://youtu.be/ZBSFyG-Bvxk?si=ryBQBKZMH-hfHJLN

*Goofy bedeutet in der Jugendsprache etwa albern oder tollpatschig und ist das aktuelle Jugendwort 2023.

Gertrud Krapp

Fotos

Fotos: Ulf Hellwig

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