Konzert

CANTALOOP Hamburg und Heavy Medal Chorus in der Hamburger Markthalle

Von Chören, Quartetten und Wettbewerben rund um Töne

Eigentlich sollte es ja umgekehrt lauten, denn Gastchor Heavy Medal bekam den Vortritt und startete pünktlich um 19.00 Uhr in der angenehm gefüllten Markthalle das knapp dreistündige Konzert. German Barbershop at its best, heißt es auf der Website des Chores, der gar nicht so heavy daherkommt, sondern beschwingt die Bühne betritt. Die Choristen/innen, in wunderbar klare und bunte Farben gekleidet, zauberten den Zuschauer/innen ein Lächeln ins Gesicht. Die Mitglieder des im Jahr 2012 gegründeten Heavy Medal Chorus stammen aus allen Teilen Deutschlands. Sie treffen sich dreimal jährlich an wechselnden Orten zum Proben. Glück für die Zuhörer/innen, dass die Wahl diesmal auf Hamburg fiel. Apropos Medal? Nein, kein Tippfehler, der Name geht zurück auf eine der ersten Medaillen, die sich der Chor ersungen hatte. Die etwa 30 Sänger/innen starteten mit mit Mr. Blue Sky von Jeff Lynne, gefolgt von Scarborough Fair in der Version von Paul Simon. Mit Norbert Hammes und Matthias Neuburger waren zwei Chorleiter vertreten, die wechselweise dirigierten oder mitsangen.

Der Chor besteht aus Sänger/innen, die bereits in Quartetten singen. Eine Kostprobe dazu waren die Soli der Quartette O-Ton und Karma. O-Ton, das Quartett aus Nordrhein-Westfalen präsentierte sein Solo What’s the matter with you? voller Power und stimmstark. Mit Seven Bridges Road von 1967 folgte wieder der Chor. Bekannter als der Komponist Steve Young ist wohl die Version von den Eagles. Wunderbar frisch und rhythmisch war die Interpretation von Heavy Medal und der Chor beeindruckte gleich weiter mit einem von Eric Whitacre komponierten Lied. Nach dem nächsten Song kündigte der Moderator den klanggewordenen Mettigel an. Wie auch immer dieser Zusammenhang entstanden sein mag, auf der Bühne stand das Quartett Karma und holte sich mit seinem Beitrag einen Riesenapplaus ab. Heavy Medal Chorus, hat bereits die ein oder andere Medaille seit der Gründung geholt. Im nächsten Juli geht es geht es hoch hinauf und weit weg. Der Chor wird nach Louisville, Kentucky fahren und der dortigen Arena um neue Ehren singen und performen. Die Teilnahmelieder, eines von Lionel Ritchie, Hello und ein zweites Another day of sun aus dem Film La La Land von 2016 waren sehr beeindruckend, die Daumen sind gedrückt. Geplant war es vielleicht nicht, aber nach diesem Applaus war doch noch ein Song war im Gepäck, Lonesome Road, eine nachdenkliche und starke Ballade.

Nach der Pause kam Cantaloop auf die Bühne, der Chor, der Hamburg beim Deutschen Chorfest 2023 in Hannover vertritt. Die meisten Arrangements bekannter und unbekannter Stücke stammen aus eigener Feder und umfassen bis zu sieben Stimmen. Der Chor hatte seinen Auftritt in Blöcke unterteilt, zum Thema Helden/innen oder Wettbewerb. Der Popchor trat mit Chorleiter Christoph Gerl und etwa 40 Sänger/innen auf die Bühne, die Farben wechselten auf Schwarz und Weiß, gestreift, mit Pünktchen oder pur und gaben ebenfalls ein stimmiges Bild ab. Doch zunächst hieß es Attention, das war nicht nur das Startlied, das Publikum war auch gefordert… In welche Kategorie wohl dieses Lied gehören mag, frisch verliebt, Spiel mit den Gefühlen oder geht es um eine lang bestehende Liebe? Tja, What are you doing to me, gehört eindeutig in Kategorie 2! Wie werde ich selbstbewusst? Einen Tipp dafür gab es im Heldinnenblock und mit Too young ging es weiter. Spätestens jetzt muss erwähnt werden, wie der Chor performt, natürlich geht es um die Stimme, auch der Körper kommt als Rhythmusinstrument zum Einsatz, klatschen, klopfen, schnipsen, stampfen… und als weiteres Percussionelement kommt Beatboxing hinzu, das einer der Sänger beherrscht.

Im Juni 23 tritt Cantaloop in Hannover beim Deutschen Chorfest an. Deshalb wurde im sogenannten Wettbewerbsblock neben den weiteren Beiträgen erstmalig die Interpretation von Es waren zwei Königskinder, dem diesjährigen Pflichtlied, vorgestellt. Die tragische Geschichte der beiden Königskinder, die nicht zueinander fanden, ist allseits bekannt. Überraschend kam aber diese frische Interpretation daher, die man fast ein wenig frech nennen könnte, mit diesen kleinen sängerischen Kommentaren zum Geschehen. Aber am Ende wird es dann doch hochdramatisch und tieftraurig, man kann kaum Atemholen vor lauter intensiven Klängen. Mehr wird hier aber nicht verraten, das muss man einfach selbst erleben.

Man kommt eben aus dem Daumendrücken nicht heraus, hier für Cantaloop in Hannover, dort für Heavy Medal in Louisville.

Auch die Stimmakrobaten/innen von Cantaloop schenkten dem Publikum eine Zugabe mit Run Baby run. Doch damit nicht genug, traten noch einmal beide Chöre gemeinsam auf die Bühne und sangen unter dem Dirigat von Christoph Gerl ergreifend einen sanften Schlusssong. Und so endete das Doppelkonzert, es war ein wirkliches a capella Chorfest. Nicht unerwähnt sollen die gutgelaunten und launigen Conférencen des Abends bleiben.

Und wer mehr wissen möchte:

Die Website von Cantaloop https://www.cantaloop-hamburg.de/ stellt den Chor vor, informiert über Pläne und Termine und bietet neben Youtube auch viele Videobeispiele https://www.cantaloop-hamburg.de/videos . Wer bei Cantaloop in einer der sieben Stimmen mitsingen möchte, der schaut ab und zu auf der Website vorbei.

Der Deutsche Chorwettbewerb (DCW) 2023 findet zum 40jährigen Jubiläum in Hannover statt, siehe

https://www.deutscher-chorwettbewerb.de/wettbewerb

Die Website vom Heavy Medal Chorus https://heavymedal.de/ enthält weiterführende Informationen, Termine, Videos und Rückblicke, zum Beispiel zurück nach 2017 zu einem Auftritt in der Elbphilharmonie. Eine etwas weitere Reise führt zur International Convention 2023 in Louisville (Kentucky, USA), vom 02.-09. Juli 2023 https://www.barbershop.org/events/2023-international-convention , dort finden sich ebenfalls spannende Information zum Musikstil (englisch)

Zum Quartett Karma geht es unter : https://www.barbershop.de/de/grp/karma und das Quartett O-Ton https://www.barbershop.de/de/grp/o-ton, zu beiden gibt es Hör- und Sehbeispiele direkt oder via Youtube. Informationen zum Barbershop-Stil finden sich natürlich bei Wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/Barbershop_(Musik)

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