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Unsere Herzen – Ein Klang

Ein Film über Chorleiter/innen und Chöre

Was haben die Queen of Warm-ups, ein Porridgetopf auf Weltreise und eine ungenutzte Dusche miteinander zu tun? Diese Frage klärt sich im Laufe des Films, der am 22. September 2022 in die Kinos kam. Die Regisseurin Simone Dobmeier und der Regisseur Torsten Striegnitz führen die Zuschauer/innen in diesem Dokumentarfilm vom Frühjahr 2019 bis ins Jahr 2022. Er beginnt mit einer Meisterklasse, die im Rahmen des Chormusik-Festivals in Hannover, stattfand. Dort treffen die drei wichtigsten Protagonist/innen zusammen: Simon Halsey aus Großbritannien, er leitet die Meisterklasse und kündigt Judith Kamphues aus Berlin als Queen of Warm-ups an, sowie Hyunju Kwon, geboren in Südkorea und als engagierte Studentin dabei. Ab hier begleitet die Kamera besonders diese drei Menschen in ihrem Umfeld, bei ihren Überlegungen, Plänen und Problemen. Es gibt einige Chorfilme, die sich diese Thematik darstellen, die Geschichten erzählen und die positive Emotionen wecken. Unsere Herzen – Ein Klang unterscheidet sich davon, einmal ist er natürlich dokumentarisch, aber andererseits ist 2019 das letzte Jahr, in dem Chorleiter/innen und Chöre frei und ohne Einschränkung agieren konnten Danach gibt es einen starken Bruch, seit Beginn 2020 herrscht eine weltweite Pandemie. Das wird mehrfach, aber besonders deutlich bei einem riesigen Mitsingprojekt, das in New York geplant war. Alle und alles war bereit, aber nichts konnte stattfinden, es herrscht Leere und Schweigen.

Isolation heißt nun das Thema und zu Hause bleiben. Mehr oder weniger erfolgreiche Lernvideos drehen, das Singen, die Klänge, die erst im gemeinsamen Tun entstehen, findet per Onlinekonferenz statt: Mal mit, mal ohne Ton oder Bild und so gut wie nie synchron, schwierige Zeiten für alle Beteiligten. So findet zum Aufwärmen eine Sprechübung schon mal im Auto statt, der plappernde Kaplan ….  Es entstehen kreative Lösungen, so finden in Berlin erste Chorproben miteinander unter besonderen Umständen statt, auf Bauernhöfen, in Innenhöfen, im Freien irgendwo, all das haben viele so erlebt und gelebt. Die Abstände voneinander, immer ein Maßband dabei, Singen mit oder ohne Maske? Mitten in einem spannenden und intensiven Dirigat die Stimme: Noch 1 Minute bis zum Lüften… Vieles ist seit diesem Sommer schon fast in Vergessenheit geraten, der Film erinnert uns daran. Die erste größere Reise, führt Simon Halsey im Herbst 2020 für ein Onlinesingen mit dem Rundfunkchor des WDR nach Köln: Sing mit! Digital. Und mit dabei ein Porridgetopf, notwendiger Begleiter auf Reisen.

Während in Berlin die kreativen Chorproben mit Judith Kamphues wieder beginnen, Simon Halsey in Köln dirigiert und sehr glücklich ist, wieder mit einem Chor arbeiten zu können, reist die angehende Dirigentin Hyunju Kwon zunächst für einige Monate zu ihrer Familie und geht dann für weitere Studien nach Saarbrücken. Wir lernen eine hart arbeitende Studentin kennen, die den großen Konkurrenzdruck schildert, mit dem sie aufgewachsen ist. Sie beteiligt sich an einem Wettbewerb weltbeste/r Dirigent/in in Turin und kommt unter die ersten Fünf. Und bei aller Konzentration sorgt die überaus ernsthafte junge Frau für einen zauberhaften Lacher. Während ihres Dirigats wird sie sichtlich und aufdringlich von einer Fliege umkreist. Ich habe nicht geduscht meint sie trocken und entspannt die Situation. Ob sie gewinnt, wird hier nicht verraten.

Ein starker Film, der in 108 Minuten detailliert, atmosphärisch dicht und in keiner Minute langweilig, drei Jahre wiedergibt, in denen für die Protagonist/innen wie für alle Zuschauer/innen die Welt eine gründliche Veränderung erfahren hat. Corona wurde hier zu einem großen Thema, aber nicht nur. Es wird auch deutlich, wie anspruchsvoll die Anforderungen an Chordirigenten sind und wie bedeutsam die Interaktion in und mit Chören war und ist. Wir hören spannende und abwechslungsreiche Chöre und Chorvorstellungen, viel Musik und Information. Klang entsteht durch das gemeinsame Singen und Zuhören, sagt Simon Halsey und Singen kann jede/r, dafür steht dieser berührende eindrucksvolle Film.

Schon vor der Vorstellung war die Stimmung der Kinobesucher/innen freudig und erwartungsvoll. Im Foyer trafen sichtlich viele Choristen/innen zusammen, die spontan das Gospel Amen anstimmten. In der sehr gut besuchten Abendvorstellung im Zeise-Kino in Ottensen am 14. November 2022 waren etwa 1/3 der Sänger/innen des Franz-Schubert-Chors Hamburg e. V. unter der Leitung von Christiane Hrasky, Landeskantorin, des Kirchenchorwerks der Nordkirche, dabei. Mit zwei Liedern aus dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ begann der musikalische Abend aus der Reihe Licht und Dunkel, einer Kooperation der Zeise Kinos mit der Katholischen Akademie Hamburg. Die einführenden Worte sprach Veronika Schlör von der Katholischen Akademie. Sie stellte im Anschluss an den Film Fragen an Frau Hrasky und initiierte eine Diskussion mit Zuschauer/innen.

Wer mehr wissen möchte:

Zu Simon Halsey https://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Halsey Dirigent, Chorleiter, und Chefdirigent verschiedener großer Chöre u.v.m. charismatisch, witzig, motivierend

Zu Judith Kamphues http://www.judithkamphues.de/ Chorleiterin und Gesangspädagogin, immer gut gelaunt, temperamentvoll

Zu Hyunju Kwon https://www.musikrat.de/aktuelles/detailseite/dirigentin-hyunju-kwon-gewinnt-deutschen-chordirigentenpreis angehende Chordirigentin, ernsthaft, engagiert, talentiert

Zum Film – Informationen auf der Homepage des Films: https://unsereherzen-einklang.de/ u.a. mit dem Angebot an Chöre mit einem lokalen Kino selbst aktiv zu werden: Bringt die Kinos zum Singen!

Partner des Films ist der Deutsche Chorverband, der die Initiative Jahr der Chöre begründet hat. Er möchte u.a. damit auf die Anliegen aller Arten von Chören aufmerksam machen. Mehr dazu: https://www.deutscher-chorverband.de

Auf Chorsuche? Zur Chorlandkarte: https://chorlandkarte.deutscher-chorverband.de/  

Es gibt online viele Berichte zum Film, hier eine kleine spontane Auswahl:

aus der 3Sat Mediathek https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/film-tipp-unser-herzen-ein-klang-100.html

oder NDR-Kultur https://www.ndr.de/kultur/film/Unsere-Herzen-Ein-Klang-Lebendige-und-vielschichtige-Doku,chorunsereherzenfilm100.html

oder die NEWS Kritik des BR: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/film-unsere-herzen-ein-klang-chor-des-bayerischen-rundfunks-100.html

und viele weitere Informationen aus dem Netz mehr.

Und zum Abschluss noch eine kleine feine und nicht ganz einfache Sprechübung, die auch im Film zu sehen und zu hören war: Der kleine plappernde Kaplan klebt poppige peppige Pappplakate an die klappernde Kapellenwand: Viel Spaß!