Konzert

Ein Abend der Kontraste

Barocke Wohlklänge treffen auf schwedische Volksmusik

Am 13.11.2022 lud der Madrigalchor Eppendorf ein zum Geistlichen Konzert in St. Bonifatius in Eimsbüttel. Der Chor entstand 1989 zunächst als ‚KulturhausChor’ und hat sich hauptsächlich der Chormusik der Renaissance verschrieben, setzt aber gern Kontraste mit Musik aus späteren Epochen. So auch heute.

Uschi Krosch, die den Madrigalchor Eppendorf seit 2001 leitet, gründete bereits 2004 den Kammerchor Altona und 2011 den Chor der HAW Hamburg, dessen Leitung sie bis heute hat.

Auf dem Programm stehen die ‚Missa dolorosa‘ von Antonio Caldara sowie die ‚Missa Popularis‘ von Mårten Jansson. Die gut 40 SängerInnen zählenden Chor begleitet ein Streichquintett, Basso Continuo sowie die Solisten Marie Sophie Richter (Sopran), Franziska Buchner (Mezzosopran), Alexander Tremmel (Tenor) und Sebastian Neuwahl (Bass).

Antonio Caldara wurde 1670 in Venedig geboren und war in seinen späten Jahren am Kaiserhof in Wien tätig. Er komponierte die Missa dolorosa 1735, wobei er erst später den Zusatz ‚dolorosa‘ beigefügt hat. Die Messe besteht aus 17 kleinen Sequenzen, die jede für sich gesungen werden und jeweils nur wenige Minuten dauern. Das heißt, alle Teile einer klassischen Messe sind nochmals aufgeteilt. So hat das Credo die Teile ‚Credo in unum deum, Cruzifixus, Et resurrexit, Et vitam venturi saeculi‘.

Diese Sätze sind trotz ihrer Kürze dicht komponiert und zeigen eine großen musikalische Vielfalt und Fröhlichkeit. Es gibt konzertante Teile, meistens sind die Solisten, einzeln oder gemeinsam, eingebunden (Kyrie 1), singen auch solistisch (Christe), wir hören choralähnliche Sätze (Quiz tollis peccata mundi), auch fugenähnliche Abschnitte (Cum Santo Spiritu). Die Musik bereitet dem Chor keine Schwierigkeiten, er singt mit Leichtigkeit und Inbrunst. Jeder Satz ist eine Freude für die ZuhörerInnen und auch für die Ausführenden.

Der schwedische Komponist Mårten Jansson wurde 1965 geboren. Er schrieb die Missa popularis 2015. Die Komposition ist, wie auch aus dem Namen hervorgeht, an die schwedische Volksmusik angelehnt. Wir hören heute eine Aufführung mit allen vier Stimmen, solistisch singen die Sopranistin und die Mezzosopranistin. Die Messe kann auch nur von einem Frauenchor gesungen werden. In einer solchen Besetzung, von einem Mädchenchor, wurde sie 2015 in Posen erstmals aufgeführt. Die deutsche Erstaufführung fand 2016 im Kölner Dom statt. Weitere bekannte Werke des Komponisten sind ‚Maria‘ und ‚Cantate Domino‘.

Jeder der fünf Teile der Missa Popularis ist nach einer schwedischen Tanzrhythmus komponiert. Das Kyrie beginnt mit den Streichern, dann nehmen die Solistinnen und schließlich der Chor das Thema auf. Wir hören eine ruhige, wehmütige, mystisch anmutende Musik. Das folgende Gloria beginnt fröhlich, teilweise fanfarenartig bewegt. Es folgt ein ruhigerer Mittelteil, unterbrochen von den Streichern, der in den fröhlichen Gesang des Anfangs mündet und mit einem großen ‚Amen‘ endet. Am Anfang des Credo hören wir ein melodiöses Streichervorspiel, in das die SängerInnen unisono einstimmen. Nirgendwo passt dieser Gleichklang besser als in ein Credo – ich glaube. Der Einsatz der Frauenstimmen beim ‚et incarnatus est‘ klingt andächtig, zart und vorsichtig. Die Klänge des Sanctus erinnern in ihrem Rhythmus an einen slawischen Tanz. Der letzte Satz ‚Agnus Dei‘ wiederholt zunächst das Thema des ersten Satzes ‚Kyrie‘, im Folgenden finden sich auch aus den anderen 3 Sätzen Teile wieder. Das letzte Amen verhallt ruhig und gewiss: So sei es!

Das Publikum in der gut besuchten Bonifaziuskirche honoriert diese wunderbare Aufführung mit langem Applaus. Zum Schluss gibt der Chor uns einen irischen Reisesegen mit auf den Heimweg: ‚May the road rise to meet you‘. Das wünschen wir uns allen.

Marlies Radtke

Fotos

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